“In der zweiten Serie, »Dresden 1992«, unterstreicht Pöhlmann den Akt der Übertragung noch radikaler: Die großformatigen Bilder wurden auf der Grundlage von frühen analogen Fotografien der Künstlerin, die sie im Zuge der Recherchen ihres Dresden-Stipendiums wiederentdeckt hatte, (…) gestrickt. Die alten Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Kindern und Jugendlichen, Familienausflügen, Wohnungsinterieur und urbaner Landschaft erscheinen nun als monumentale textile Wand-Objekte, deren Stricktechnik die Bildgegenstände und -protagonisten mit einem Raster versieht, Details verschleiert und verunklärt und den Blickkontakt mit den Dargestellten verunmöglicht. Wir wollen mehr, wollen genauer sehen, was hier eigentlich dargestellt wird, doch je näher wir a die Foto-Textilien herantreten, desto weniger geben sie preis. Gekonnt und ganz nebenbei führt uns Anne Pöhlmann so die Faszination, Widersprüchlichkeit und Grenzen des Mediums Fotografie vor Augen, immer vollständig und unvollständig zugleich zu sein.”

Text: Teresa Ende